Wenn du gerne Zeit in der Natur verbringst, wirst du mit großer Wahrscheinlichkeit auch irgendwann auf wilde Tiere treffen. Diese Begegnungen können faszinierend und bereichernd sein, aber es ist wichtig, darauf vorbereitet zu sein und angemessen zu reagieren, um deine Sicherheit und die der Tiere zu gewährleisten. Hier sind einige wichtige Tipps für den Umgang mit wilden Tieren.
1. Bleib ruhig und mach dich bemerkbar: Wenn du einem wilden Tier begegnest, ist es wichtig, ruhig zu bleiben und dich langsam zurückzuziehen. Vermeide plötzliche Bewegungen oder laute Geräusche, die das Tier erschrecken könnten. Sprich in einem ruhigen Ton und mache dich durch sanfte Geräusche bemerkbar, damit das Tier deine Anwesenheit wahrnehmen kann. In der Regel kannst du davon ausgehen, dass Wildtiere uns als potenzielle Bedrohung wahrnehmen werden und einen weiten Bogen um uns machen.
2. Halte Abstand: Respektiere den persönlichen Raum der Tiere und halte immer einen angemessenen Abstand. Versuche nicht, dich den Tieren zu nähern oder sie zu füttern, da dies ihr Verhalten beeinflusst und weitere Probleme im Nebeneinander-Leben herbeiführt.
3. Vermeide den Blickkontakt: Vermeide es, wilden Tieren direkt in die Augen zu sehen, da dies als Bedrohung interpretiert werden kann. Senke deinen Blick und bewege dich langsam seitlich von dem Tier weg, ohne es aus den Augen zu verlieren.
4. Schütze dich selbst: Wenn du in Gebieten unterwegs bist, in denen Raubtiere wie Bären, Pumas oder Wölfe vorkommen, trage immer ein Bärenspray oder ein Abwehrmittel bei dir und lerne, es richtig zu verwenden. Trage auch eine laute Pfeife oder ein Signalhorn, um im Notfall Hilfe herbeirufen zu können. Vermeide durch deine Nahrung beim Lagern wilde Tiere anzulocken, indem du die Nahrung in einiger Entfernung mit einer Schnur an einen Ast bindest.
5. Kenne die Verhaltensregeln für verschiedene Tiere: Informiere dich im Voraus über die Verhaltensweisen und Lebensräume der wilden Tiere, die in der von dir besuchten Gegend vorkommen. Dies kann dir helfen, potenziell gefährliche Situationen zu erkennen und angemessen darauf zu reagieren. Eine Auflistung findest du ein paar Zeilen weiter unten.
6. Respektiere die Natur: Erinnere dich daran, dass du zu Gast in der Welt der wilden Tiere bist. Respektiere ihre Lebensräume und hinterlasse keine Spuren oder Abfälle, die die Umwelt verschmutzen oder das Verhalten der Tiere beeinträchtigen könnten.
Verhalten bei Kontakt mit diesen Wildtieren:
1. Wildschweine:
- Halte Abstand und versuche nicht, dich den Tieren zu nähern.
- Vermeide laute Geräusche und schnelle Bewegungen, um die Tiere nicht zu erschrecken.
- Wenn ein Wildschwein dich anstürmt, suche Schutz hinter einem Baum oder klettere auf einen erhöhten Bereich.
- Am gefährlichsten sind Wildschweine mit Frischlingen. Hier lässt der Mutterinstinkt die erwachsenen Tiere aggressiver als sonst agieren.
2. Wölfe:
- Bleibe ruhig und versuche, Blickkontakt zu vermeiden. Durch unseren aufrechten Gang fallen wir prinzipiell aus dem Beuteraster.
- Hebe deine Arme, um größer zu wirken, und bewege dich langsam rückwärts, während du dem Wolf im Augen behältst. Renne niemals weg, da das den Jagdreflex auslöst und du dich so zum Beutetier machst.
- Wenn der Wolf angreift, versuche, dich zu verteidigen, indem du laut schreist und dich wehrst.
3. Bären:
- Bleibe ruhig und sprich in einem ruhigen Ton mit dem Bären, um ihn zu beruhigen.
- Bewege dich langsam zurück, ohne dem Bären den Rücken zuzuwenden.
- Wenn der Bär angreift, versuche, dich tot zu stellen, indem du dich auf den Bauch legst, die Hände hinter dem Kopf verschränkst und ruhig bleibst.
4. Eisbären:
- Versuche, Blickkontakt zu vermeiden und dich langsam zurückzuziehen.
- Wenn der Eisbär angreift, setze alles daran, dich zu verteidigen und kämpfe um dein Überleben.
- Sei vorbereitet. In den betroffenen Regionen ist häufig das Tragen einer Waffe Voraussetzung um dich sicher außerhalb von Behausungen aufhalten zu können.
5. Zecken:
- Nicht Wildschwein oder Wolf - Zecken sind das gefährlichste Tier in unseren heimischen Wäldern!
- Trage helle Kleidung, um Zecken leichter erkennen zu können.
- Überprüfe deinen Körper regelmäßig auf Zecken, insbesondere nach Aufenthalten in der Natur. Da Zecken erst nach ca. 8-12 Stunden beginnen Krankheiten zu übertragen, hilft ein Konsequenter Zeckencheck aller 8 Stunden.
- Entferne Zecken so schnell wie möglich mit einer Zeckenpinzette oder einem speziellen Zeckenentferner und achte darauf, den Zeckenkörper nicht zu quetschen.
- Zecken übertragen zwei Krankheiten: FSME und Borreliose. Gegen FSME hilft nur vorbeugendes Impfen. Borreliose lässt sich mit Breitbandantibiotika einkapseln. Wichtig ist hier die frühzeitige Erkennung, sonst drohen Lähmungen, Schlaganfälle, Schwindelattacken.
- Markiere Bisse mit einem wasserfesten Stift. Beobachte, ob sich die Rötung ausbreitet und Lila verfärbt. Spätestens dann, solltest du einen Arzt aufsuchen.
6. Spinnen:
- Schüttle deine Kleidung aus und überprüfe Schuhe und Kleidung, bevor du sie anziehst.
- Wenn du eine Spinne entdeckst, halte Abstand und versuche, sie nicht zu berühren.
- Informiere dich im Voraus über giftige Spinnenarten in deiner Region und lerne, sie zu erkennen.
7. Schlangen:
- Bleibe ruhig und bewege dich langsam zurück, wenn du eine Schlange entdeckst.
- Versuche nicht, die Schlange zu provozieren oder zu fangen.
- Lerne, die Schlangenarten in deiner Region zu identifizieren und informiere dich über ihr Verhalten.
- Biwakierst du in einer Schlangenregion, kann es sein, dass diese Schlangen nachts (angezogen von deiner Körperwärme) in deinen Schlafsack oder darunter kriechen. Schüttle dich daher kurz und verharre dann einen Moment, bevor du aus dem Schlafsack kriechst. Damit gibst du den Tieren die Möglichkeit zu flüchten.
8. Skorpione:
- Achte auf deine Schritte und halte Ausschau nach Skorpionen in felsigen oder trockenen Gebieten.
- Vermeide es, deine Hände oder Füße in Felsspalten oder unter Steinen zu stecken, ohne sie vorher sorgfältig zu überprüfen.
Mit diesen Tipps kannst du sicherer und respektvoller mit wilden Tieren in der Natur interagieren. Bewahre stehts Ruhe und denke auch daran, dass jede Begegnung mit wilden Tieren einzigartig ist und es keine universelle Lösung gibt. Höre auf dein Baugefühl und Urteilsvermögen.
Viel Spaß und bleib sicher dort draußen!
Dein ABENTEUERGUIDE
Bildquelle: vladimircech auf Freepik